Bilateralität (von lateinischbis
„zweimal“, in Zusammensetzungen „doppel“-, „zwei“-, latus „Seite“.[1])
bedeutet „Zweiseitigkeit“, verwandt sind die Begriffe multilateral (vielseitig) und unilateral (einseitig).
In der Politik verwendet man das Adjektiv bilateral für Verhandlungen und Abkommen, die ausschließlich
zwischen zwei verschiedenen Beteiligten stattfinden. Bilaterale Diplomatie ist immer noch in der Form vieler Verträge zwischen zwei Staaten üblich. Botschaften und Staatsbesuche dienen hauptsächlich dieser Funktion.
Auch ein supranationales
Völkerrechtsubjekt wie die Europäische Union kann Partner für
ein bilaterales Abkommen sein; so bei den „bilateralen Verträgen
Schweiz–EU“.
Der älteste für Deutschland noch in Kraft befindliche bilaterale Vertrag ist der Freundschafts-,
Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Preußen und den Staaten des Deutschen
Zollvereins einerseits und Argentinien andererseits vom 19. September 1857.
Die Medianebene trennt den Körper in eine linke und eine rechte Hälfte, die zueinander spiegelsymmetrisch
sind
In der Biologie wird von Bilateralität („Zweiseitigkeit“) gesprochen, wenn linke und rechte Hälfte eines Organismus
zueinander spiegelsymmetrisch sind. Viele pflanzliche
Organe und die meisten Gewebetiere, einschließlich des Menschen, haben einen bilateralen (auch: bilateralsymmetrischen) Bauplan,
sie lassen sich also geometrisch nur entlang ihrer Medianebene (hier zugleich Spiegelebene und Symmetrieebene) in zwei äußerlich (!) gleich aussehende spiegelbildliche Hälften teilen.[2] Lebewesen
oder ihre Teile (z. B. Laubblätter) mit nur einer einzigen Spiegelebene, bei denen also die Seiten gleich, Ober- und Unterseite aber unterschiedlich geformt
sind, werden „dorsiventral“ genannt (Blüten zygomorph,
Blätter bifazial).[3] Fast immer geht Bilateralität
mit Dorsoventralität einher.[4]
Im Tierreich ist Bilateralität die typische Symmetrieform des Körpers. Rund 95 Prozent der vielzelligen Tiere – das sind alle Tiere mit Ausnahme der asymmetrisch gebauten „Gewebelosen“ (Schwämme
und Placozoa) und der radiärsymmetrischen Nesseltiere
(„Quallen“ und Rippenquallen → „Radiata“)
– gehören zu den Bilateria (auch: Bilateralia, „Zweiseitentiere“). Diese Bezeichnung verdanken sie der spiegelsymmetrischen Morphologie,
die auch eines ihrer gemeinsam abgeleiteten Merkmale ist.[2]
Als Ursache für die Herausbildung und weite Verbreitung der Bilateralsymmetrie im Tierreich gilt das typische Merkmal der Tiere, sich auf ihre Nahrung aktiv zuzubewegen. Diese
zielgerichtete Fortbewegung hat in der Evolution der Bilateria ein vorderes und ein hinteres Körperende
und somit auch eine linke und rechte Körperseite hervorgebracht. Als weitere Folge entstanden am Vorderende eine Kopfregion (Cephalisation)
bei gleichzeitiger Gehirnbildung (Zerebralisation) zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinneseindrücken sowie eine Schwanzregion am Hinterende. Auch die Entstehung des Skeletts steht mit der bilateralen
Symmetrie und der Fortbewegung in einem funktionalen Zusammenhang, denn für die zu Beginn kriechend-schlängelnde
Fortbewegung war ein Hydroskelett als Widerlager
außen liegender Muskeln erforderlich. Eine innerhalb der Bilateria einzigartige Symmetrieform haben die am Meeresboden lebenden Stachelhäuter
(z. B. Seesterne): Das erwachsene Tier hat eine fünfstrahlig-radiäre Symmetrie (Pentamerie), doch die
Larve zeigt noch die für die Bilateria so typische Spiegelsymmetrie und macht so die taxonomische
Zugehörigkeit der Stachelhäuter erkennbar. Ihre Radiärsymmetrie ist also, im Gegensatz zur primären Radiärsymmetrie der Nesseltiere, eine sekundäre Anpassung
und wird als Folge einer festsitzenden Lebensweise in stammesgeschichtlicher Vergangenheit in einer
Phase ohne Fortbewegung gedeutet.[2]
Anders als bei einem Tierkörper mit Radiärsymmetrie
durch den sich viele Spiegelebenen legen lassen (Polysymmetrie), hat ein Körper mit Bilateralsymmetrie eine einzige Spiegelebene (Monosymmetrie). Von dieser Richtachse[5]
lassen sich eindeutige Ebenen und Richtungen am Körper definieren, was die anatomische
Beschreibung vereinfacht.[6]
- In der
Wirtschaftswissenschaft (Ökonomie) wird der Begriff benutzt, um verschiedene Marktformen
und deren Kombinationen (Monopol, Oligopol und Polypol)
zu beschreiben.
- In der Ethnologie wird der Begriff in Bezug auf Verwandtschaft gebraucht. Er bezeichnet die situationsabhängige Bezugnahme auf entweder die Verwandten mütterlicher-
oder väterlicherseits.
- ↑
bilateral. In: Lexikon
der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. 1999. Abgerufen am 25. September 2016.
- ↑ Hochspringen nach: a b c
Bilateria. In: Lexikon
der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. 1999. Abgerufen am 25. September 2016.
- ↑
dorsiventral. In: Lexikon
der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. 1999. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
- ↑
Symmetrie. In: Lexikon
der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. 1999. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
- ↑
Achse. In: Lexikon
der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. 1999. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
- ↑
Hynek Burda Allgemeine Zoologie. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN
3-8001-2838-1, S. 54.